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Rückblick Kiliani-Wallfahrtswoche 2022

Wallfahrt zu den Frankenaposteln, fast wie früher

Kiliani-Wallfahrtswoche im dritten Jahr der Coronapandemie – Besondere Gottesdienste auf dem Klinik-Campus Bad Neustadt und für Trauernde

Würzburg (POW) Endlich wieder Begegnungen nach den Gottesdiensten und zwei kranke Bischöfe: So lässt sich die Kiliani-Wallfahrtswoche 2022 zusammenfassen. Mit einem Pontifikalgottesdienst mit Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann im Würzburger Kiliansdom ist sie am Sonntag, 10. Juli, zu Ende gegangen. „Verleih mir ein hörendes Herz“, lautete das biblische Motto in diesem Jahr. Ein hörendes Herz, um das der junge König Salomo im Alten Testament Gott bittet, sei in der aktuellen Umbruchsituation „vielleicht notwendiger denn je“, betonte Bischof Dr. Franz Jung im Pontifikalamt zu Beginn der Wallfahrtswoche. Dieser und weitere Gottesdienste wurden live im Internet und zum Teil auch auf TV Mainfranken übertragen. Die Eröffnung der Kiliani-Wallfahrtswoche schauten nach Angaben der AGF-Videoforschung 45.833 Zuschauer bei Bibel TV. Bischof Jung und Weihbischof Ulrich Boom fielen ab Mittwoch beziehungsweise Donnerstag krankheitsbedingt aus und wurden kurzfristig durch Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran, Domkapitular Albin Krämer und Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann bei den Wallfahrtsgottesdiensten vertreten. Insgesamt nahmen rund 3700 Personen an den Gottesdiensten der Wallfahrtswoche teil, etwa 3200 Personen feierten in der Woche davor die Gottesdienste für Ehejubilare mit.

Bischof Hofmann feierte in Vertretung des erkrankten Bischofs Jung mit rund 400 Personen den Familiengottesdienst zum Abschluss der Kiliani-Wallfahrtswoche. In seiner Predigt blickte Bischof Hofmann auf das Leitwort „Verleih mir ein hörendes Herz“: „Was würden wir uns wünschen, wenn Gott uns eine Bitte freigäbe, die er erfüllen wolle?“ Der junge Salomo habe das Richtige getan. Er habe nichts für sich erbeten, sondern eine Bitte geäußert, die jene Menschen im Blick hatte, für die er gerade Verantwortung übernommen hatte. Schon das wirkliche Zuhören sei eine Kunst, sagte der Bischof. Doch Salomo gehe noch weiter und bitte um ein hörendes Herz. „Mit dem Herzen hören bedeutet letztlich, dass wir in der Liebe Gottes und zum Nächsten hören, mit unseren Entscheidungen den Nächsten im Blick haben. Dann haben wir Gottes Weisung im Blick. Unsere Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan hatten ein solches hörendes Herz.“ Wenn man von ihnen lerne und Gott ebenfalls um ein hörendes Herz bitte, „wie viel besser steht dann unsere Welt da“. Zum Abschluss der Feier wurde der Schrein mit den Häuptern der Frankenapostel feierlich wieder im Altar des Kiliansdoms platziert. Die Band „Effata“ aus der Pfarrei Sankt Oswald in Baunach (Pastoraler Raum Haßberge Ost) und Domorganist Professor Stefan Schmidt begleiteten den Gottesdienst.

Am Beginn der Feier hatte Bischof Hofmann auch eine Delegation aus Irland begrüßt. Ihre Teilnahme sei ein „wunderbarer Beweis für das starke Band zwischen unserer Stadt und Ihrer Heimatstadt Bray und dem County Wicklow“, erklärte der Bischof auf Englisch. Zum Abschluss der Kiliani-Wallfahrtswoche würden besonders die Familien gefeiert und der Segen, den sie der Gesellschaft brächten. „Möge Gott durch den heiligen Kilian auch Sie und Ihre Familien segnen.“

Aufgrund der Coronapandemie fiel auch in diesem Jahr das traditionelle Fest der Familien rund um den Dom aus. Stattdessen wurden Lunchpakete ausgeteilt. Bischof Hofmann nahm sich im Anschluss an den Gottesdienst Zeit, um sich auf dem Kiliansplatz mit den Familien zu unterhalten.

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Blick auf die Kiliani-Wallfahrtswoche

Am Samstag fand der Kiliani-Tag der Jugend statt. Bei zwei Open-Air-Gottesdiensten im Kurpark von Bad Bocklet und im Schwimmbad in Gelchsheim gedachten die Jugendlichen der Frankenapostel. Das Team der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) hatte für Gelchsheim verschiedene Aktionen vorbereitet, um Familien und Jugendlichen das hörende Herz des diesjährigen Wallfahrtsmottos näherzubringen. Beispielsweise waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, anhand von Wasserkrügen abzuschätzen, wie viel Blut auf dem Weg zum Gottesdienst durch ihr Herz gepumpt wurde. Sie schrieben außerdem auf, was das Herz zum Rasen bringt und was es wieder beruhigt (eigener Bericht folgt).

Am Freitagabend feierte Generalvikar Vorndran mit Verantwortlichen aus Schule und Erziehung einen Gottesdienst im Dom und verlieh 35 Frauen und Männern die Missio canonica. „Wenn es im schulischen Religionsunterricht darum geht, Kompetenzen zu erwerben, ist die Kompetenz des Zuhörens sicherlich eine der wichtigsten, denn es geht pointiert gesagt um nichts weniger als um Leben und Tod“, hieß es in der vom Generalvikar vorgetragenen Predigt, die Bischof Jung für den Gottesdienst vorbereitet hatte.

Eine Premiere war der Gottesdienst für Trauernde und Verwitwete am Donnerstagnachmittag. Bei diesem erklärte Bischof Jung in seiner von Generalvikar Vorndran vorgetragenen Predigt, das alte Leben werde aufgebrochen, indem Christus mit den Emmausjüngern das Brot breche, und man könne sich in die Hände des Herrn geben. „In diesem neuen Leben darf ich den oder die Verstorbene freigeben und loslassen, ohne mich an sie zu klammern. Ich darf sie mit mir tragen und für sie beten und sie um ihre Fürbitte anrufen. Aus dem Wissen, dass ein anderer sie hält und bei sich birgt, kann ich anfangen, mein Leben neu zu sortieren.“

Damit auch Menschen, die nicht nach Würzburg kommen konnten, Gelegenheit hatten, an der Wallfahrt teilzunehmen, stand Bischof Jung am Mittwochabend auf dem Klinik-Campus in Bad Neustadt einer Wort-Gottes-Feier vor. Zuvor traf er die ökumenische Klinikseelsorge und Vertreter der Klinikleitung sowie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinikseelsorge. „Gerade im oft von Zeitdruck und Schnelligkeit geprägten Umfeld der Klinik ist es gut, dass es Menschen gibt, die den Patienten Zeit schenken und sie dabei unterstützen, die Gedanken zu sortieren und in Worte zu formen“, sagte Bischof Jung.

Weihbischof Boom bezeichnete beim Wallfahrtsgottesdienst am Mittwochvormittag den heiligen Kilian als Menschen, dessen Herz voll gewesen sein müsse „von Gottvertrauen, das Hoffnung und Zukunft schenkt“. In Kirche und Welt, im öffentlichen wie im privaten Leben sei ein Herz nötig, das für die Menschen schlage. „Ein hörendes Herz vernimmt die Zwischentöne, aber auch das, was nicht laut vorgetragen wird. Ein solches Herz weiß gewiss nicht alles, erst recht nicht alles besser. Ein solches Herz versucht aber, alles zu verstehen.“

Kirche werde momentan als eine Institution wahrgenommen, die ihr hörendes Herz verloren habe, sagte Bischof Jung bei der Pontifikalvesper vor Priestern, Diakonen, Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Ordensleuten und Missionaren am Dienstag. „Anfragen an die Kirche sind auch eine Anfrage an uns, besser zu werden, die Krisen, Fehler und Enttäuschungen wahrzunehmen. Überzeugen können wir nur durch den Nachweis, selbst ein hörendes Herz bewahrt zu haben.“ Beim Gottesdienst für Politiker und Räte am Montagabend mahnte Bischof Jung, im lauten Stimmengewirr der Gegenwart an die vielen Menschen zu denken, die jetzt durch die Inflation und Teuerung in Bedrängnis kommen und sozial abzurutschen drohen. Außerdem erklärte er, dass sich gerade angesichts der Komplexität der Herausforderungen der Gegenwart einfache Lösungen verböten. „Verantwortungsträger mit hörendem Herzen hüten sich vor der Versuchung, ihrerseits die Lagerbildung zu verschärfen.“

Eröffnet wurde die Wallfahrt am Sonntag, 3. Juli, mit der Reliquienprozession von Sankt Burkard in den Kiliansdom. Zwei Jahre lang mussten die Gläubigen aufgrund der Coronaschutzvorschriften darauf verzichten. Am Zug beteiligten sich Weihbischof Dompropst Ulrich Boom, Vertreter des Domkapitels, Mitglieder des Diözesanrats, außerdem Familiaren des Deutschen Ordens, Ritter vom Heiligen Grab sowie Verbände, Vereine, Studentenverbindungen und Innungen und eine Delegation aus der irischen Grafschaft Cavan. Den Reliquienschrein trugen Priesterseminaristen und Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Würzburg sowie der Malteser abwechselnd. In seiner Predigt sprach Bischof Jung von einer Zeitenwende, in der die Kirche sich aktuell befinde. Es sei wichtig, bei allen Entscheidungen die Vielfalt der Perspektiven einzubeziehen. Genau diesem Ziel dienen laut Bischof Jung die Weltbischofssynode und der Synodale Weg. Menschen mit einem hörenden Herzen seien in der Lage, Kritik anzunehmen, sofern diese konstruktiv und angemessen vorgetragen werde. „Die ehrliche Rückmeldung hilft, das gut Gemeinte vom wirklich Guten zu unterscheiden.“ Bei einer deutsch-irischen Begegnung im Priesterseminar verlieh Bischof Jung an Madeleine Ui Mhealoid, Gründungsmitglied des „Saint Kilian’s Heritage Centre“ im irischen Mullagh, dem Geburtsort des Frankenapostels, die Ehrennadel des Bistums Würzburg. Er würdigte Mhealoids herausragendes Engagement für das Erbe Kilians.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause gab es nach den Kiliani-Gottesdiensten erstmals wieder Begegnungen auf dem Kiliansplatz oder vor dem Burkardushaus. „Das hat in den beiden vergangenen Jahren schon sehr gefehlt“, erklärte stellvertretend für viele eine Wallfahrerin.

Auch in diesem Jahr gab es vor der Kiliani-Wallfahrtswoche Gottesdienste für die Ehejubilare. Bei insgesamt neun Feiern im Kiliansdom mit Bischof Jung, Weihbischof Boom, Bischof Hofmann, Generalvikar Vorndran und Domkapitular Krämer ließen sich rund 1600 Paare segnen, die 2022 auf 25, 50, 60 oder 65 Ehejahre blickten. Zum ersten Mal erteilten neben Priestern und Diakonen auch Ehe- und Familien-Seelsorger(innen) einzeln den Eheleuten den Segen.

17 Helferinnen und Helfer des Malteser-Hilfsdiensts (MHD) betreuten während der gesamten Wallfahrtswoche die Pilger und leisteten insgesamt 170 ehrenamtliche Stunden Sanitätsdienst bei allen Veranstaltungen der Kiliani-Wallfahrt und den vorgeschalteten Ehejubilarsgottesdiensten. Dabei verzeichneten sie drei Hilfeleistungen, davon eine mit Notarzteinsatz. Kiliani-Manager Matthias Reichert blickte nach zwei Jahren im strengen Pandemiemodus sehr zufrieden auf die erste Wallfahrtswoche ohne massive Coronabeschränkungen. „Es war eine harmonische Wallfahrtswoche. Das Wetter war nicht zu heiß und insgesamt meist angenehm sonnig. Die Begegnungen auf dem Kiliansplatz und vor dem Burkardushaus, für die sich auch die Vertreter der Bistumsleitung viel Zeit nahmen, wurden gerne angenommen. Es war nach den zwei Coronajahren ein spürbarer Neuaufbruch.“

mh/sti/kh (POW)

(2822/0831; E-Mail voraus)

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