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Kiliani-Wallfahrtswoche 2019

„Angst ist ein schlechter Ratgeber“

Weihbischof Ulrich Boom feiert mit rund 1200 Personen am Tag der Räte und Politiker Gottesdienst – „Wo wir keinen Hafen öffnen für Menschen in Not und kein Land geben über Grenzen hinweg, sind wir nicht in der Spur des Evangeliums“ – Begegnung auf dem Kiliansplatz

Würzburg (POW) Vor einem Geist der Verzagtheit in Europa hat Weihbischof Ulrich Boom am Montagabend, 8. Juli, dem Hochfest der Frankenapostel, im Würzburger Kiliansdom gewarnt. „Angst war und ist immer ein schlechter Ratgeber. Wo wir keinen Hafen öffnen für Menschen in Not und kein Land geben über Grenzen hinweg, sind wir nicht in der Spur des Evangeliums“, sagte er vor rund 1200 Gläubigen aus dem ganzen Bistum beim Wallfahrtstag der Räte und Politiker. Ausdrücklich dankte der Weihbischof den Frauen und Männern aus dem gesamten Bistum für ihr vielfältiges Engagement in Kirche und Gesellschaft.

Unter anderem feierten die Landtagsabgeordneten Professor Dr. Winfried Bausback, Kerstin Celina und Manfred Ländner, Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und die Landräte Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) und Eberhard Nuß (Würzburg) den Gottesdienst mit. Rund 200 Personen reisten allein mit vier vom Diözesanbüro Bad Neustadt organisierten Reisebussen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld nach Würzburg. Viele Gottesdienstbesucher unterzeichneten auf dem Kiliansplatz auch einen Appell an den italienischen Innenminister Matteo Salvini, die italienischen Häfen für Seenotretter zu öffnen.

In seiner Predigt erinnerte der Weihbischof an die in seinen Augen treffendste Darstellung der Frankenapostel auf dem Kiliansschrein im Neumünster. Dort seien Kilian, Kolonat und Totnan in einfachen Kutten und zu kurz geratenen Gewändern, barhäuptig und barfüßig abgebildet. „In den Händen halten sie, was sie haben und was sie sind: Kilian trägt die Heilige Schrift, das Wort Gottes. Kolonat reicht Brot und Wein, vielleicht auch nur Brot und Wasser. Totnan hält eine Kerze in der Hand, deren Licht er mit seiner Rechten beschützt.“

An dieser Abbildung wird nach den Worten von Weihbischof Boom deutlich, dass die Frankenapostel keine Herren des Glaubens seien, sondern Hoffnungsträger, keine Bedenkenträger, sondern Diener der Freude. „Was sie an Hoffnung erfüllt, das geben sie weiter.“ Gott sei das sich verzehrende Licht der Kerze, kein Strohfeuer oder Feuerwerk, sondern eher verletzlich und gefährdet. „Was wir in der Kirche wollen, einen ‚synodalen Weg‘ gehen, das tun sie: Zeigen, wer Gott ist – nicht nur intern, sondern auch nach außen. Nicht nur in Worten, sondern in Taten.“

Perfekt passe das Leitwort der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ aus dem zweiten Timotheusbrief auch auf die Weggefährten. „Mit einem Geist der Verzagtheit hätten sie bleiben müssen, wo sie waren: auf ihrer Insel der Seligen.“ Sie hätten sich auf Ungewohntes eingelassen, weil sie Gott in sich wirken ließen. „Das schenkt uns dann auch die Kraft, Situationen zu meistern, in Liebe anzunehmen, was kommt, und mit Besonnenheit zu reden und zu handeln.“ Papst Franziskus rufe in seinem Brief „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ dazu auf, „Ungleichheit und Missverhältnisse zu bewältigen. Wir werden nicht in der Lage sein, irgendetwas Gutes zu tun, was dem Evangelium entspricht, wenn wir davor Angst haben“, zitierte der Weihbischof aus dem Schreiben.

Zukunft sei immer neu und im Letzten ungewohnt und fremd. „Wir mögen uns auf unsere Frankenapostel und christlichen Traditionen berufen, hoch und heilig über sie predigen. Wo wir nicht den Geist des Evangeliums und seiner Zeugen annehmen, sind wir aus der Spur. Im heutigen Evangelium ruft der Herr uns zu: ‚Habt Mut – fürchtet euch nicht‘“.

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Die anschließende Begegnung auf dem Kiliansplatz nutzten die Gottesdienstbesucher, mit dem Weihbischof, aber auch Bischof Dr. Franz Jung, Generalvikar Thomas Keßler und zahlreichen Domkapitularen zu sprechen. Geduldig posierte Bischof Jung bis spät am Abend für Erinnerungsfotos mit Wallfahrern und hörte sich ihre Anliegen an.

Landtagsabgeordneter Manfred Ländner zeigte sich beeindruckt von der Zahl von Menschen, die aus christlicher Überzeugung Verantwortung tragen. Weihbischof Boom gab er mit seinem Aufruf zum Öffnen der Häfen für die Seenotrettung „im Prinzip“ Recht. „Wir müssen aber fragen: Wer macht die Not, die die Menschen zur Flucht treibt? Dahinter steht eine vielschichtige Gemengelage, die noch viel Arbeit erforderlich macht.“ Bezirksrätin Rosa Behon aus Ochsenfurt sagte: „Ich bin froh über jeden Menschen, vor allem die jungen Leute, die sich gesellschaftlich und politisch engagieren.“ Es sei wichtig, dass die Christen ihren Glauben in der Politik spürbar machten.

Von einer „tollen Predigt, die nur leider vermutlich vor dem falschen Publikum gehalten wurde“, sprach Norbert Ries, zweiter Bürgermeister von Schöllkrippen (Landkreis Aschaffenburg). Die meisten teilten sicher die Ansicht des Weihbischofs. „Es muss uns aber auch klar sein, wir können nicht alle retten. Aber vielleicht damit aufhören, Fluchtursachen zu schaffen, indem wir Panzer in Krisenregionen verkaufen.“ „Mich hat vor allem der Hinweis auf die einfache Kutte und das zu kurze Gewand der Frankenapostel angesprochen“, erklärte Klaus Wienand von der Kirchenverwaltung Sommerkahl. Das sei ein Aufruf zur Einfachheit und Bodenständigkeit.

„Der volle Gesang hat gezeigt, wie viele Menschen heute versammelt sind, die sich aus christlicher Überzeugung für andere einsetzen“, sagte Landtagsabgeordneter Winfried Bausback. Es sei wichtig, dass die Schiffbrüchigen im Mittelmeer gerettet werden. „Wir müssen zugleich dafür sorgen, dass nicht so viele Menschen auf die Schlepperboote gehen. Zum Beispiel, indem wir Fluchtursachen bekämpfen. Oder humanitäre Zonen einrichten.“

mh (POW)

(2819/0758; E-Mail voraus)

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