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Brandaktuelle Verheißungen

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalamt am ersten Sonntag der Kiliani-Wallfahrtswoche, 4. Juli 2010, im Kiliansdom in Würzburg

Glückliches Würzburg, da du die Gebeine der irischen Glaubensboten Kilian, Kolonat und Totnan zu deinen kostbarsten Schätzen zählen darfst. Glückliches Würzburg, da du die Erinnerung an deine Glaubenszeugen bis in diese Tage hinein wach hältst. Vergangenheit verbindet sich mit Gegenwart und unser Heute mit der Zukunft!

Unsere fränkischen Missionare haben ihr Leben für Christus hingegeben. Ihr mit dem Leben besiegelter Glaube an die Realität des Himmels, ist zum Samen für die Zukunft geworden. Wenn wir auf sie schauen, finden wir Halt und Orientierung für uns selbst. Es trifft ungeschmälert auf unsere Frankenaposteln zu, was wir eben im Buch der Weisheit hörten: „Wie Gold im Schmelzofen hat (Gott)… sie erprobt und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer.“ (Weish 3,6)

Mit dem Blick auf sie darf uns bei allen Wirren dieser Zeit ermutigen, was wir soeben im Hebräerbrief vernommen haben: „Wir wollen dankbar sein, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen und wollen Gott so dienen, wie es ihm gefällt…“ (Hebr 12,28)

Liebe Schwestern und Brüder,

der Hebräerbrief und der heutige Abschnitt aus dem Evangelium nach Matthäus korrespondieren miteinander. Der heilige Paulus ruft uns zu, im Blick auf das Ende unserer Glaubensboten zu schauen und diese nachzuahmen. Das heißt konkret: Die Nächstenliebe zu üben. Dazu gehört Gastfreundschaft ebenso wie der Besuch bei den Gefangenen, Sorge um die Benachteiligten und eheliche Treue.

Wir sollen uns frei machen von Habgier und nicht auf irdische Güter vertrauen, sondern auf Gott, denn „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“ (Hebr 13,8)

Christus, der die Konstante in der gesamten Geschichte ist, fordert uns in der eben gehörten Bergpredigt auf, arm zu sein vor Gott, keine Gewalt anzuwenden, vielmehr Frieden zu stiften und darauf zu bauen, dass die Trauernden getröstet werden, die nach Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden satt werden. Er verheißt den Barmherzigen Erbarmen und den um der Gerechtigkeit willen Verfolgten das Himmelreich. Dort werden die, die ein reines Herz haben, Gott schauen.

Im Grunde sind die Aufforderungen und Verheißungen brandaktuell. Verfolgt man die Entwicklung in unserer Gesellschaft, wird deutlich, dass die Mahnung des Apostels und Jesu Christi genau den Finger auf die Wunden legen, die wir in unserer Gesellschaft beklagen: Konzentration auf das eigene irdische Wohlergehen, verbunden mit zunehmendem Egoismus, kapitalistische Gewinnmaximierung auf Kosten der Armen und Benachteiligten im eigenen Land und weltweit, sexueller Liberalismus mit steigenden Ehescheidungen oder schon gar nicht mehr geschlossenen Ehen.

Christi Verheißungen treffen nur dann den Menschen, wenn er an die Realität Gottes glaubt und den Himmel – oder wie wir auch sagen: das Jenseits – ernst nimmt. Die Bergpredigt Jesu zielt aber genau darauf ab: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Mt 5,3)

In unserem Dom ist als Finalisation dieser Wegkirche, die deutlich die Spuren der zahlreichen Verwundungen in der Geschichte trägt, der wiederkommende Christus dargestellt. Mit ausgebreiteten Händen kommt uns der Herr des Himmels und der Erde in jugendlicher Gestalt vor einer goldenen Doppelscheibe entgegen. Währen die goldene Aureole wie die Spiegelung der Innenwelt erscheint, schließen sich in dem dahinterliegenden Quadrat die vierundzwanzig Ältesten der Apokalypse mit den ungezählten Erlösten und den Engelscharen zum Lobpreis Gottes zusammen.

Darunter stehen die drei Frankenapostel Sankt Kilian in der Mitte mit Schwert und Stab, rechts von ihm Sankt Kolonat mit dem Kelch und links von ihm Sankt Totnan mit dem Evangeliar. Zwischen dem zuoberst wiederkehrenden Weltenherrscher und den zuunterst stehenden Frankenaposteln erkennen wir das Lamm inmitten eines siebenfach versiegelten goldenen Lebensbuches. Dieses Lamm, das ebenfalls Christus symbolisiert, ist nach dem Lied der vier Lebewesen, den Ältesten und allen Heiligen alleine in der Lage, die Siegel zu lösen – das heißt doch: den Inhalt dieses Buches zu entschlüsseln.

Im Verlauf der Ausbreitung der Offenbarung des Johannes erfahren wir, dass unsere Geschichte eine Heilsgeschichte ist: Gott hat die Schöpfung hervorgebracht, uns durch Christus erlöst, und er wird mit seiner Wiederkunft einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Unser Lebensziel, auf das wir angelegt sind, ist die endgültige Erfüllung des in uns angelegten Hungers und Durstes nach erfülltem Leben und Zeitlosigkeit. Wie oft sagen wir in einem beglückenden Augenblick mit den Worten eines Dichters: „Verweile doch, du bist so schön.“

Wir erfahren hier auf Erden die Zerbrechlichkeit und Endlichkeit unseres Lebens. Mit der Wiederkunft Jesu Christi wird uns die Vollendung all unserer Lebenssehnsucht verheißen. Deshalb dürfen wir voll Freude rufen: „Komm, Herr Jesus – Maranatha!“ Amen.