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Den Weg zum Leben aufzeigen

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer beim Wallfahrtstag der Dekanate in der Kiliani-Wallfahrtswoche am Dienstag, 4. Juli 2006, im Dom zu Würzburg

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

In seinem Gespräch mit einem Journalisten sagte einmal Kardinal Ratzinger, unser jetziger Papst Benedikt XVI.: „Der Herr eröffnet gleichsam (mit den sogenannten Seligpreisungen der Bergpredigt) eine Schule des Glücks, er stellt der Menschheit das Christentum als Schule des Glücks vor: Den Weg zeige ich“ (Salz der Erde, S. 31). Jesus lädt also die beiden ersten Jünger im Johannes-Evangelium ein, diese Schule zu besuchen mit dem ermunternden Wort: „Kommt und seht!“ Er zwingt sie nicht, diese Hochschule des Glücks zu besuchen, aber er ermöglicht ihnen, bei ihm zu bleiben.

Auch wir sind doch alle auf der Suche nach einem erfüllten Leben. Darum gilt auch für uns heute noch dieses Wort: „Kommt und seht.“ Es steht als Motto über unserer diesjährigen Kiliani-Woche. Ihr Kommen in den Dom zu den Frankenaposteln soll und wird Ihnen, liebe Wallfahrer und Wallfahrerinnen, helfen, wieder bewusster zu sehen, was unser Leben reich macht und wer uns hilft, das Leben gelingen zu lassen.

„Kommt und seht“ – Mit diesem ermutigenden Wort lädt uns unser Bischof ein, auf die Häupter der Frankenapostel hier im Dom, in diesem Reliquienschrein zu schauen. Wir sollen aber nicht bloß wie in einem Museum hier in den Häuptern Ausstellungsstücke sehen, die unsere historische Neugierde befriedigen können. In diesen kostbaren Reliquien haben wir ein sichtbares Zeugnis vor Augen, dass Menschen schor vor 1300 Jahren in unserer Heimat das Wort Jesu, ihm zu folgen, radikal in ihrem Leben umgesetzt haben. Was ist doch aus diesem unscheinbaren, ja zunächst eigentlich so erfolglosen Tun der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan geworden! Mit ihrem Sterben begann jenes Wachsen der Kirche im Frankenland, das uns einen ungemeinen Reichtum an Glaubensleben, Kultur und Lebensfreude geschenkt hat: „Dich loben, dir danken, deine Kinder in Franken, Sankt Kilian!“Wir, die wir heute das Erbe der Frankenapostel übernommen haben, können dieses segenbringende Geschenk von Glaube, Kirche und Christentum hüten und weitergeben, oder: Wir können diese „Schule des Glücks“ wegen zunehmendem Mangel an Interesse schließen. Christus zwingt keine Generation, in seine Schule zu gehen, aber er lädt uns ein.Wir können wieder zurückfallen in ein religiöses Analphabetentum oder weiterhin auf diese Hochschule des Glücks gehen. Und über dieser Schule steht das alles erhellende Wort: „Gott ist die Liebe.“ Die heiligen Frankenapostel sind unsere älteren und vorbildlichen Mitschüler und Absolventen dieser Schule. Seien wir als Eltern, Großeltern und als Geschwister gerade in unserer Zeit vorbildliche Hörer des Wortes Jesu: „Kommt und seht.“ Seien wir also überzeugende Christen, damit gerade auch Menschen unserer Zeit die Liebe Gottes in Jesus Christus erkennen. Er ist und bleibt der Weg, die Wahrheit und das Leben.

„Kommt und seht“ – viele Menschen sehen Tag für Tag stundenlang fern und werden doch nicht einsichtiger, was ihr Leben betrifft. Sie sehen Programme und Sendungen, die sie sogar geistig in die Irre führen, am Leben, am Glück vorbei. Man sieht in den Medien Menschen mit Lebens-Entwürfen oder Lebens-Ratschägen, die sich verhängnisvoll im Leben der einzelnen und der Gesellschaft auswirken. Wir Christen kennen nur einen Lehrer des Lebens: Christus. Er hat in Wort und Tat gelehrt und gelebt, was wirklich das Menschenleben selig, reich macht. Und die Heiligen der Kirchengeschichte bestätigen mit ihrer Lebensgeschichte, wie sehr das Wort und das Leben Jesu Christen dem Menschenleben Tiefe, Reife, Erfüllung und Segen schenken kann. Unser Herr sagt im Evangelium: „Wer auf Reichtum, Besitz und Macht setzt, lebt nach Maßstäben, die nicht zu tiefem Lebensglück führen.“ Denn gerade wenn man diese Dinge zum Maß nimmt, ist man auf dem falschen Weg. Eine äußere Glücklichkeit ist den Katholiken, Christen also nicht versprochen, aber doch ein innerstes Geborgensein durch die Gemeinschaft mit dem Herrn. Dass ER ein letztes Licht von Glück in seinem Leben ist, das gehört in der Tat dazu (Das sind Worte von Papst Benedikt XVI. im Buch „Salz der Erde“).Wir brauchen also unbedingt die Botschaft und die Nähe des Herrn, der allein unseres Glückes Schmied ist. Wir brauchen die Sehhilfe des Heiligen Geistes, das Gebet und den Blick auf Jesus, um am Glück, an der Seligkeit des Lebens nicht vorbeizuleben. „Kommt und seht“ also, dass im persönlichen Gebet, im Mitfeiern des Gottesdienstes, im Hören auf die Heilige Schrift wir uns selbst und einer oft richtungslosen Zeit den Weg zum Leben aufzeigen. Wir sind aber nur glaubwürdige Wegführer, wenn wir selber auf Jesus in unserem Leben sehen – als Eltern, Großeltern und Mitchristen. In der Weggemeinschaft der Kirche werden wir sehend für Christus und für das Glück, das Gott in unserem Leben sein kann, sein will.

„Kommt und seht“ – das ist schließlich auch eine Aufforderung: Wir sollen, wie die Frankenapostel es getan haben, die Zeit, Zeitereignisse richtig sehen und verantwortlich handeln. Der Christ ist befähigt, in der Nähe Christi, mit dem Herzen und den Augen des Herrn Gefährdungen, unheilvolle Entwicklungen und krankhafte Erscheinungen der Welt zu erkennen. Aber der Christ ist auch befähigt, die rechte Diagnose zu stellen, zu sehen, was Not tut, damit die Welt, die Zeit gesundet. Diesen prophetischen Dienst haben die Frankenapostel wahrgenommen, da sie sich für die Wichtigkeit und Heiligkeit der Ehe damals einsetzten. Gerade im Blick auf die Ehe als die von Gott gewollte und geheiligte Urzelle des Lebens, des einzelnen wie der Gemeinschaft des Staates und der Kirche, haben sie den Mächtigen zu ihrer Zeit zur rechten Sicht verhelfen wollen. Sie haben aufgezeigt, dass Ehe mehr ist, mehr sein muss, als eine Lebensabschnittspartnerschaft, als eine der möglichen Formen des menschlichen Miteinanders. Wir müssen sehen, wie es verhängnisvoll für unseren Staat, auch für den Glauben sein kann, wenn wir nicht wieder zurückfinden zur Hochschätzung der Einzigartigkeit von Ehe und ehelicher Liebe. Der Zeitgeist, die Politik, die Gesellschaft kann von außen die Ehe stützen oder zerstören. Aber auch Eheleute können von innen her die versprochene Liebe und Treue aufkündigen oder die versprochene Treue leben und wachsen lassen. „Kommt und seht“ wie Christus, Gott zu uns hält: in unzerstörbarer Treue und Liebe. Ja, heute müssen wir wie damals die Frankenapostel mit wachem Blick darauf bedacht sein, was dieser Keimzelle des Lebens und des Glaubens nutzt oder schadet.

Liebe Schwestern und Brüder!

Der Blick auf die Frankenapostel hilft uns, vertrauensvoll in die Zukunft zu schauen. Sie sind sogar dem Tod sehenden Auges entgegen gegangen und haben doch gesehen, dass der Herr es ist, der die Geschichte macht.

Der Blick auf das Evangelium, auf die Seligpreisungen zeigt uns, dass wir nicht im Dunkeln tappen, wenn es gilt, den rechten Weg zu erfülltem Leben zu gehen. Die Seligpreisungen eröffnen uns die Sicht auf das bleibende Glück.

Und der Blick auf Gott, der die Liebe ist, zeigt uns, wie menschliche Liebe, besonders in der Ehe, wachsen und reifen kann auch in unserer Zeit. „Und sie blieben bei ihm“, heißt es in der Berufungsgeschichte. Es möge auch bei uns so sein. Amen.

(2706/0989)