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Dokumentation

„Die Liebe ist die Quelle der Hoffnung“

Predigt von Weihbischof em. Ulrich Boom bei der Pontifikalmesse für Gold- und Diamant-Ehejubilare am Freitag, 4. Juli 2025, im Würzburger Kiliansdom

Liebe Jubelpaare,

in dieser Feier schauen wir zurück auf 50, 60 Jahre, vielleicht sogar mehr gemeinsamen Lebensweg als Ehepaare. Sie können Ihr damaliges Eheversprechen mit vielen und reichen Erfahrungen aus den vergangenen Jahren füllen. Wo Sie damals bestenfalls eine Ahnung haben konnten von dem, was es heißt, in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit zu lieben, zu achten und zu ehren, können Sie es nun mit Lebensgeschichten bezeugen. Die Schriftlesungen dieser heiligen Messe sind einerseits Bestätigung dessen, was Sie erlebt haben, andererseits Ermutigung für Ihren weiteren gemeinsamen Lebensweg.

Der Apostel Paulus erinnert uns daran: „Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,4-5). Wie viel Geduld bedurfte es, Ängste und Fragen, Bedrängnisse und Nöte zu meistern und zu überstehen? Vor dem Berg der Probleme, die sich auf einem Lebensweg für den Einzelnen, aber auch in Gemeinschaft türmen, merken wir, dass wir nur Schritt für Schritt weiterkommen. Oft wird uns dies erst im Nachhinein bewusst. Die Geduld lässt die Hoffnung in uns wachsen. Dabei ist die Hoffnung kein pausbackiger Optimismus: Es wird schon alles besser werden. Es ist das Vertrauen, dass es stets einen neuen Morgen gibt, wobei der neue Tag ein ganz anderer sein wird als der vergangene. Die Quelle, aus der die Hoffnung lebt, ist die Liebe. Dies gilt im Blick auf die Liebe zueinander und erst recht für den gläubigen Menschen im Blick auf Gott. Ein jeder, wie er auch immer ist, ist von Gott geliebt mit all den Seiten, die ein Mensch haben kann. Sie stärkt das Vertrauen, dass ich nie zugrunde- und verloren gehe. Mag kommen, was will. Was Sie auf Ihrem Lebensweg erfahren haben, will Ihnen Stärkung sein für Ihre weiteren Lebensjahre. In diesem Sinne sind Sie als Ehepaare „Pilger der Hoffnung“.

Das Evangelium von den Jüngern, die von Jerusalem nach Emmaus unterwegs sind, ist auch eine Pilger- und Hoffnungsgeschichte. Sie sind unterwegs von den Feiertagen in Jerusalem, die in der Katastrophe mit der Kreuzigung des Herrn endeten, zurück in ihren Alltag im Dorf Emmaus. Wir können uns in dieser Geschichte leicht wiederfinden. Da haben wir manchmal ganz viel erwartet oder hohe Erwartungen in einen Tag oder in eine Situation hineingelegt, und dann kommt nichts heraus oder nimmt sogar noch ein schlimmes Ende. Auf dem Weg sprechen die Jünger über Gewesenes, sortieren die Ereignisse. Beim Austausch der Gedanken gesellt sich ein Dritter zu ihnen und bringt Licht und Klärung in ihre Fragen. Sie laden ihn ein und am Tisch, als er das Brot teilt, gehen ihnen Augen und Herz auf. Teilen ist nicht Verlust, sondern Gewinn. Wo wir das Leben teilen, wird nicht Vergangenes abgeschlossen, sondern es eröffnet sich ein neuer Morgen, die Zukunft. In dem Weggenossen dürfen wir sowohl all die Menschen sehen, die wir auf dem Weg unserer Fragen und Sorgen mitnehmen, als auch Gott, der immer mitgeht, wohin unsere Wege auch führen und wie aussichtslos auch der Augenblick sein mag. Wie die Emmaus-Jünger sind Sie mit Ihren reichen Lebenserfahrungen, die ja auch nicht immer gute Erfahrungen waren, „Pilger der Hoffnung“.

Zum Schluss eine Geschichte, die anknüpft an das Evangelium und an den Pilgerweg. Hier ist es der Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Sie ist mir bleibend in Erinnerung. Es ist viele Jahre her. Auf den letzten 100 Kilometern nach Santiago bin ich einem Ehepaar begegnet mit einer Frau, die Schwägerin beziehungsweise Schwester der Ehepartnerin, des Ehepartners. Sie waren unterwegs von den Pyrenäen nach Santiago und dann weiter nach Finisterre, zum „Ende der Welt“. Das sind weit über 800 Kilometer. Die Frau ging voraus, der Mann, er war blind, hielt sich mit einer Hand an der Schulter seiner Frau. Die Schwester beziehungsweise Schwägerin zog einen kleinen Wagen mit dem Gepäck. Ich vergesse dieses Bild nicht. Die Rollen können getauscht werden. Wenn wir blind sind und nichts mehr sehen, einen Menschen zu haben, an dem wir uns halten können, der Orientierung gibt. Hinzu kommt der Mensch, der unser Lebensgepäck und unsere Lasten mitträgt. Ich weiß sehr wohl, dass dies alles oft nicht leicht ist. In dem Menschen, an den wir uns halten können, der mit uns geht und das Leben mit uns trägt, dürfen wir Gott sehen, der uns in Jesus seine menschliche Nähe gezeigt hat. Das macht Hoffnung. Als Ehepaar sind Sie solche Zeugen der Hoffnung. Ich wünsche Ihnen, dass Sie es auf Ihrem weiteren Lebensweg bleiben: „Pilger der Hoffnung“. Amen.

(Es gilt das gesprochene Wort!)