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Ein kleines Holzkreuz für jeden Pilger

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann wandert mit rund 150 Pilgern auf dem Fränkischen Marienweg – Seit zehn Jahren verbindet der Wallfahrtsweg auf knapp 900 Kilometern 50 Wallfahrtsorte im Bistum Würzburg – Bischof Hofmann: „Pilger sind für andere wie Leuchtsterne“

Würzburg/Hessenthal/Bessenbach (POW) „Wo ist denn der Bischof?“ Aufmerksam betrachten die beiden Frauen den Pilgerstrom, der vor ihnen den steilen Waldweg erklimmt. Die Sonne scheint schon warm durch das bunte Herbstlaub des Spessarts, doch der Atem der Wallfahrer steigt als frostige Wölkchen empor. „Da“, sagt eine der Frauen. „Er hat sich getarnt! Er hat eine ganz normale Sportjacke an.“ Bischof Dr. Friedhelm Hofmann läuft in einer der vorderen Gruppen, ins Gespräch mit einigen Pilgern vertieft.

Rund 20 Kilometer, von Hessenthal bis zur Sandkirche in Aschaffenburg, wollen die Wallfahrer an diesem Herbstsamstag, 13. Oktober, zurücklegen. Bischof Hofmann begleitet sie auf der ersten, knapp acht Kilometer langen Etappe bis Bessenbach – mehr lässt sein Terminkalender nicht zu. In der Wallfahrtskirche von Hessenthal versammeln sich die Pilger am frühen Morgen vor der beeindruckenden, überlebensgroßen Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen aus dem Jahr 1519 zur gemeinsamen Messfeier. Neben den rund 150 Wallfahrern drängen zahlreiche Einheimische in die Kirche.

Als „ein wahrliches Erfolgsmodell“ bezeichnet Bischof Hofmann in seiner Predigt den Fränkischen Marienweg, der seit seiner Gründung am 15. August 2002 auf knapp 900 Kilometern 50 große und kleine Wallfahrtsorte im Bistum Würzburg – darunter die Ritterkapelle in Haßfurt und Maria Ehrenberg mitten im Truppenübungsplatz Wildflecken – miteinander verbindet. Heute sei der 49. Pilgertag, von den knapp 900 Kilometern seien inzwischen rund 850 pilgernd gegangen worden. „Durch dieses Pilgern vernetzen Sie nicht nur den irdischen Pilgerweg mit dem himmlischen Ziel, sondern Sie vernetzen sich auch untereinander, schenken und erleben Gastfreundschaft.“ Bischof Hofmann vergleicht die Pilger mit leuchtenden Sternen. „Sie sind für andere wie Leuchtsterne, die ihnen das Licht Gottes geben in der Dunkelheit.“

Nun wandern die Gläubigen selbst durch warmes Sonnenlicht. Nach einem schattigen Waldstück breitet sich vor ihnen eine weite, grüne Landschaft aus. „Du bist die Patronin der Franken“, gibt Pfarrer Josef Treutlein von der Pfarrei Sankt Josef in Würzburg-Grombühl vor. „Maria, wir rufen zu Dir“, antwortet die Menge. Treutlein ist der Initiator des Fränkischen Marienwegs. Rund fünf Mal im Jahr zieht er mit bis zu 250 Pilgern von Ort zu Ort. Die meditative Stimmung wird jäh unterbrochen, als der Weg wieder in den Wald führt. „Ich melde mich wieder nach der großen Pfütze!“, ruft der Pfarrer. Die „Pfütze“ entpuppt sich als tief aufgewühlter, zerfurchter Pfad, der nur im Schneckentempo zu bewältigen ist, will man nicht selbst bis zu den Knien im Matsch versinken.

Auf einer mit buntem Laub bedeckten – und vor allem trockenen – Lichtung sammeln sich die Wallfahrer vor dem sogenannten Posthalterkreuz. Pfarrer Treutlein hält ein kleines, dunkles Holzkreuz empor. „Bei der Einführung des Bischofs lag auf jedem Platz das Programm – und eines von diesen wunderschönen Kreuzen“, erklärt er und verweist auf den Wahlspruch von Bischof Hofmann für seinen bischöflichen Dienst: „crux spes unica“ (Das Kreuz – einzige Hoffnung). Heute erhält jeder Pilger eines der Kreuze, die Bischof Hofmann an Ort und Stelle segnet.

Mit einiger Verspätung verlassen die Pilger die Lichtung und schließlich den Wald. Vor ihnen liegen sanft gewellte Wiesen und mittendrin Bessenbach. In dem kleinen Ort wird die Pilgerschar bereits erwartet. Vor der Stadthalle spielt der Musikverein ein Ständchen, Pfarrer Peter Streit und der Pfarrgemeinderat begrüßen die Ankommenden. „Wunderbar ist das“, spricht Bischof Hofmann allen aus dem Herzen – und wird von den Musikern stürmisch begrüßt. Man kennt sich von der Wallfahrt nach Altötting.

In der Stadthalle locken Leberkäswecken, Kaffee und Kuchen die hungrigen Pilger. Und hier endet die Wallfahrt nach einer kurzen Rast für Bischof Hofmann, denn am Nachmittag warten schon die nächsten Termine. „Sie leben hier auf einem schönen Fleckchen Erde“, verabschiedet er sich von Pfarrer Streit und Bürgermeister Franz Straub und schüttelt beim Hinausgehen unzählige Hände. „Der Marienweg“, sagt er, „ist eine sehr gute Idee.“

(4212/1065; E-Mail voraus)

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