Würzburg (POW) Wenn es auch ruhiger um ihn herum geworden ist: Er ist weiterhin im Bistum Würzburg unterwegs, firmt Jugendliche, weiht Altäre, segnet Orgeln und feiert mit den Gemeinden Festgottesdienste. „Ich unterstütze Bischof Friedhelm und Weihbischof Ulrich gerne bei der Vielzahl der bischöflichen Gottesdienste. Von den administrativen Aufgaben habe ich mich aber zurückgezogen“, sagt der emeritierte Weihbischof Helmut Bauer. Am Montag, 18. März, vollendet er sein 80. Lebensjahr und feiert im kleinen Kreis mit Verwandten und Freunden. Einen Dankgottesdienst anlässlich des 80. Geburtstags zelebriert er am Samstag, 13. April, um 10 Uhr im Würzburger Kiliansdom – zusammen mit Bischof em. Paul-Werner Scheele, der dann auf 85 Lebensjahre blickt.
„Das Alter bringt gewisse Einschränkungen mit sich. Aber mit 80 Jahren geht es mir gesundheitlich sehr gut“, erzählt Weihbischof Bauer. Täglich feiert er um 7 Uhr die heilige Messe mit Erlöserschwestern in der Theresienklinik in Würzburg. Anschließend frühstückt er bei den Ordensfrauen. Wenn er nicht im Bistum unterwegs ist, genießt Weihbischof Bauer seine freie Tageseinteilung. Er nimmt sich ausgiebig Zeit für Gebet und Meditation, liest Bücher zur Zeitgeschichte, spielt Klavier, pflegt seinen großen Freundeskreis, trifft sich regelmäßig zum Schafkopfen und fährt mit dem E-Bike am Main entlang. Über 1500 Kilometer legte er mit dem Elektrorad im Jahr 2012 zurück. „Die Bewegung ist mir ganz wichtig. Mein Auto habe ich im Januar 2012 verkauft. Das war eine bewusste Entscheidung.“
Weihbischof Bauer blickt auf „ein sehr bewegtes Leben“ zurück. Über Jahrzehnte prägte er das Bistum Würzburg entscheidend mit. Bauers Elternhaus steht im Kahlgrund. Die elterliche Fürsorge, ein tiefer Glauben der bäuerlichen Familie, die Geborgenheit auf dem Hof, aber auch der Schrecken des NS-Regimes – das sind prägende Elemente seiner Kindertage in Schimborn. Seinen Eltern und vor allem seinem Heimatpfarrer Theo Diem verdankt Bauer die entscheidende Weichenstellung seines Lebens: Er darf aufs Gymnasium und verbringt die Schulzeit in den Kilianeen in Würzburg und Miltenberg. Nach dem Abitur in Miltenberg tritt Bauer 1952 ins Würzburger Priesterseminar ein und studiert Philosophie und Theologie in Würzburg. Ein Mann wird zu einer zentralen Person in Bauers Leben: Bischof Julius Döpfner, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre. Bauer erlebt ihn im Kilianeum als Präfekten, im Priesterseminar bis zu seiner Diakonenweihe als Bischof. Jahrzehnte später wird Bauer ebenso wie Döpfner am Tag des heiligen Burkard zum Bischof geweiht werden.
Gerne wäre Bauer auch von Bischof Döpfner zum Priester geweiht worden. Doch 1957 ist Döpfner bereits in Berlin inthronisiert und der ernannte Bischof von Würzburg, Dr. Josef Stangl, noch nicht geweiht. Der Päpstliche Nuntius Erzbischof Dr. Aloys Muench spendet deshalb Bauer und 23 weiteren jungen Männern am 21. Juli 1957 in der Würzburger Seminarkirche Sankt Michael die Priesterweihe. Der Neupriester Bauer wird Kaplan in Schweinfurt-Heilig Geist und engagiert sich über drei Jahre in der Arbeiterstadt. 1961 beginnt für ihn die über 20-jährige Lebensphase als Erzieher und Direktor in den Bischöflichen Knabenseminaren in Würzburg und Königshofen. Zunächst ist er Musikpräfekt des Kilianeums in Würzburg, dann ab 1964 Direktor des Kilianeums in Königshofen und schließlich von 1968 bis 1983 Leiter des Kilianeums in Würzburg. Danach ruft ihn der Würzburger Kiliansdom: Bauer wird Dompfarrer und Domkapitular in Würzburg und übernimmt zusätzlich das Amt des Stadtdekans. Fünf Jahre leitet er die Dompfarrei – die Lieblingsaufgabe seines priesterlichen Lebens.
1988 ernennt Papst Johannes Paul II. Dompfarrer Helmut Bauer am 8. Juli 1988 zum Titularbischof von Velefi und Weihbischof in Würzburg. Als bischöflichen Leitspruch wählt Bauer den Satz aus dem biblischen Lobgesang des Zacharias: „In viam pacis – Auf den Weg des Friedens.“ Kurz nach seiner Bischofsweihe am 14. Oktober 1988 übernimmt Weihbischof Bauer auch die Aufgabe des Dompropstes sowie des Bischofsvikars für Liturgie und Kirchenmusik und des Leiters der Abteilung Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Würzburg – ein Amt, für das Weihbischof Bauer geschaffen ist: „Mein Leben war immer eine Vermittlung des gesungenen Gotteslobes, der Kirchenmusik.“ Hinzu kommt die Verantwortung für die Kirchenmusik in der Deutschen Bischofskonferenz, wo er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Liedgut und der Ständigen Kommission für das bisherige Gesangbuch „Gotteslob“ innehat, letztere Aufgabe bis zum Erscheinen des neuen „Gotteslob“. Zwölf Jahre wirkt er als Vorsitzender der Ökumenekommission der bayerischen Bischöfe. Mehrere Jahre vertritt er die Freisinger Bischofskonferenz in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK).
Groß ist die Liste vieler zusätzlicher Aufgaben Bauers als Weihbischof – vom Geistlichen Assistenten des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg von 1989 bis 1998 bis hin zum Vorsitzenden der diözesanen Arbeitsgemeinschaft Beratung über Jahre hinweg. Für die Sonderseelsorge engagiert er sich ebenso wie für die Kunst und für die Ökumene. Bei allem wird sichtbar, wie gerne er bei den Menschen ist: bei Firmungen und Weihen, bei Jubiläen und Visitationen, bei tausenden Begegnungen. Anlässlich des 75. Geburtstags von Weihbischof Bauer nimmt der Papst dessen altersbedingten Amtsverzicht am 18. März 2008 an. Doch auch der emeritierte Weihbischof bleibt zunächst weiter im Bistum aktiv als Dompropst und Bischofsvikar für Liturgie und Kirchenmusik sowie in seinen vielfältigen diözesanen Aufgaben. Erst als Weihbischof Ulrich Boom sein Amt antritt, gibt Bauer zum 31. Januar 2009 seine vielfältigen Aufgaben ab.
Für das große und vielfältige Engagement des Weihbischofs sprechen zahlreiche Ehrungen: Er erhält das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden, den „Frankenwürfel“, das Goldene Stadtsiegel der Stadt Würzburg und viele andere Auszeichnungen. Zum Goldenen Priesterjubiläum im Juli 2007 lobt Papst Benedikt XVI. unter anderem Bauers „anhaltenden und segensreichen Eifer für das geistliche Wohl der Gläubigen seiner Heimatdiözese“. Weiter preist er die stete Treue und Liebe von Weihbischof Bauer zu Jesus Christus und zur Kirche. Bauers Ehrenmitgliedschaften reichen vom Männergesangverein seines Heimatortes Schimborn über den Heidingsfelder Winzerverein bis hin zum 1. FC Nürnberg-Fanclub Wiesen und zur Kreuzbruderschaft Würzburg. Zahlreiche Narrenorden ergänzen die reiche Sammlung und zeugen von der humorvollen Seite dieses Menschen.
Für Weihbischof Bauer hat sich in seinen nunmehr 80 Lebensjahren „wahnsinnig viel in der Kirche verändert“. Die Kirche in Deutschland erlebt er 2013 in einer dramatischen Situation, „weil die Christusbezogenheit nicht mehr gesehen wird. Jesus leuchtet nicht mehr auf. Dabei sind Leben und Liebe mit Christus wichtig“. Andererseits sieht Bauer das weltweite Wachstum der Kirche – einer Kirche mit Zukunft. Und diese erlebt er auch heute bei Firmungen in den Gemeinden, „wenn ich merke, die Jugendlichen nehmen dieses besondere Erlebnis zutiefst ernst“.
An einer Aufgabe wird Weihbischof Bauer auch über seinen 80. Geburtstag hinweg festhalten. Eigentlich wollte er sie schon abgeben, aber dieses besondere Amt lässt ihn nicht los und auch seine „Schäfchen“ wollen ihn nicht loslassen: den „Wirte-Kaplan“. Jährlich Mitte Oktober begleitet Weihbischof Bauer die unterfränkischen Wirte bei deren Wallfahrt zum Kreuzberg in der Rhön. Dort feiert er mit ihnen Gottesdienst und trifft sich anschließend mit den Gastwirten in gemütlicher Runde. Gesungene und gereimte Verse des Weihbischofs dürfen dabei nicht fehlen. So nimmt er dann in seinem „Lebenssong“ auch den 80. Geburtstag in den Blick: „Ich bin nun 80 Jahre bald/ und helf‘ noch kräftig mit/ bei Festen, Feiern, Firmung halt/ mit Mitra, Stab, Birett./ Das letzte Wort hat immer noch/ der liebe Gott allein./ Mit 100 Jahr‘ im Himmel nuff./ Ja mei – das wär scho‘ fein.“
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