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Hinter Gittern gelebte Nächstenliebe

Katholischer Frauenbund und Sozialdienst katholischer Frauen feiern 100 Jahre Einsatz für Frauen – Pontifikalamt mit Bischof Hofmann in JVA Würzburg
Würzburg (POW) „Gott liebt uns, auch wenn wir schuldig geworden sind – das ist ja das Tolle!“ Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei einem Pontifikalgottesdienst am Freitagnachmittag, 8. März, in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg hervorgehoben. In der Hauskapelle feierten der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) das 100. Jubiläum ihres Engagements für strafgefangene Frauen.

„Frauen im Gefängnis aufzusuchen, ein Stück Gemeinschaft mit ihnen zu leben und ihnen so wieder Hoffnung auf die Zukunft zu schenken, ist gelebte Nächstenliebe“, sagte Bischof Hofmann und dankte KDFB und SkF für ihren Einsatz. Liebe offenbare sich durch die Begegnung mit Menschen. Alle Menschen seien Sünder, keiner sei frei von Schuld, jeder bedürfe der versöhnenden Liebe Gottes, betonte der Bischof. Beim Jüngsten Gericht würden alle nach der Liebe und Barmherzigkeit gefragt werden, die sie gegeben haben. So müsse sich jeder selbst fragen: „Gehe ich wirklich auf meinen Nächsten zu?“ Diesen Weg zu gehen heiße, die Liebesbeziehung zu Gott verwirklichen. Denn der Glaube bestehe nicht nur aus Geboten und Gesetzen, sondern sei personal ausgerichtet auf Gott, der aus Liebe Mensch geworden sei. „Würde die Welt diese Botschaft Jesu erkennen – es sähe besser aus“, sagte Bischof Hofmann.

Die Mauern der JVA seien eine Sache, aber viele Menschen bauten um sich selbst Mauern, die sie einengten, oder verlören sich an äußerliche Dinge. Nach den Worten des Bischofs ist selbst Johannes im Gefängnis unsicher geworden, ob Jesus wirklich der Messias sei. Dieser aber habe es ihm durch die Einlösung der Prophetie bewiesen: Blinde sahen, Lahme gingen, Aussätzige wurden rein. „Da wurde Johannes ruhig und sah: Da ist einer, der kennt mein Elend!“ Christen seien nicht hineingeworfen in ein Chaos, ihr Lebensgrund sei vielmehr fest und sicher verankert in Gott, betonte der Bischof. „Bitten wir Gott, dass er uns die Augen öffnet für den anderen und uns spüren lässt: Gott ist die Liebe – Deus caritas est!“

Für die „gelebte Nächstenliebe über einen beeindruckend langen Zeitraum“ dankte Regierungsdirektor Robert Hutter, Leiter der JVA, den Verantwortlichen von KDFB und SkF. Besonders wichtig sei dieses Engagement in der schweren Phase der Entlassung zurück in das Leben in Freiheit. Hutter verwies auf das neue Projekt des betreuten Wohnens für Haftentlassene, das den Übergang erleichtere. Der Dienst werde umso wichtiger, als die Belegungszahl in der JVA in den vergangenen Jahren von zwölf Frauen auf aktuell 87 stark angestiegen sei. Eine optimale Betreuung sei in der gegenwärtigen Form allein mit dem JVA-eigenen Sozialpersonal gar nicht zu leisten, unterstrich Hutter.

Elisabeth Stula, Diözesanvorsitzende der KDFB, und Hildburg Hopf (SkF) gaben einen Überblick über die Straffälligenhilfe gestern und heute. „Es gibt keine hoffnungslosen Fälle“, sagte einst die SkF-Gründerin Agnes Neuhaus. Maria Oehninger, die erste Vorsitzende des KDFB, habe 1907 begonnen, Frauen im damaligen Frauengefängnis in der Burkarderstraße zu besuchen und zu unterstützen, erinnerte Stula. Als Oehninger 1909 Mitbegründerin des SkF wurde, habe diese Organisation das Engagement aufgenommen. „Straffälligkeit kann unter anderem eine Reaktion auf Armut und Unterversorgung sein, verbunden mit misslungenen Konfliktlösungsstrategien“, sagte Hopf. Die Straffälligenhilfe kümmere sich nicht nur um die Inhaftierten, sondern auch um deren Angehörige und Bezugspersonen. Die Lebenslagen inhaftierter Frauen unterschieden sich vielfältig von denen straffälliger Männer. „Inhaftierte Frauen übernehmen beispielsweise eine höhere familiäre Verantwortung.“ Sie lebten häufig in patriarchalisch geprägten Beziehungen und flüchteten nicht selten in Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit als eine Art der Autoaggression. Meist besäßen sie jedoch ein höheres Bildungsniveau als inhaftierte Männer. „Die Stärkung des Selbstwertgefühls dieser Frauen ist eine wesentliche Größe im psychosozialen Beratungsprozess – zur Stärkung der Persönlichkeit und Lebenssituation“, betonte Hopf. Mit dem Wissen um weibliche Lebenszusammenhänge sei bei SkF und Frauenbund auch künftig der Blick auf die Bedürfnisse der Frauen in der JVA gerichtet. Für die musikalische Gestaltung sorgten der Frauenchor der JVA und der Verein Yehudi Menuhin Live Music Now.

jes (POW)

 

(4107/0400; E-Mail voraus)

 

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