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"Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden"

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom bei der „Nacht der Versöhnung“ am 22. Dezember 2012 im Würzburger Kiliansdom

So schließt das große Glaubensbekenntnis: „Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt“. Wer den Glauben an den dreieinigen Gott bekennt, sich in seinem Namen taufen lässt, dem wird ausdrücklich zugesagt, dass ihm Zukunft und damit ewiges Leben über irdisches Leben hinaus geschenkt wird. Wir glauben, dass Gott Liebe ist – liebender Vater, dass er uns seine Liebe gezeigt hat in Jesus Christus, seine Liebe im wahrsten Sinn des Wortes Hand und Fuß hat. Wir glauben an den Heiligen Geist, dass seine Liebe wie Atem und Luft in alle Poren und Bereiche unserer Existenz geht, dass wir ohne ihn nicht leben können, dass die Welt ohne Gott tot wäre. Der ewig liebende Gott lässt nichts im Dunkel von Tod und Vergehen. Wie ein Liebhaber möchte er, dass die Menschheit, seine Geliebte, immer und ewig bei ihm ist. Darum schenkt er ihr in dieser Zeit die Vergebung der Sünden und in der kommenden Welt ewiges Leben. Wer ewig liebt, gibt ewiges Leben. Dieses Ja zum Glauben an den dreieinigen Gott sprechen wir in diesem Jahr des Glaubens besonders aus und machen es erneut stark in unserem Leben.

Was es heißt, getauft zu sein, kommt in unserer Domkirche nach der Renovierung besonders zum Ausdruck. Mitten im Dom steht wieder das bronzene Taufbecken aus dem Jahr 1279. Umgeben ist das Becken von acht Bildern der Christus-Geschichte: Die Verkündigung des Herrn, seine Geburt, seine Taufe im Jordan, sein Tod am Kreuz, seine Auferstehung und Himmelfahrt, seine Geistsendung und sein Kommen in Herrlichkeit. Acht Bilder – Bild und Ausdruck dafür, dass alles zur Vollendung kommt, die ganze Schöpfung, die ganze Welt. Taufe heißt: Eingetaucht werden in die Heilsgeschichte Gottes mit uns Menschen. Sehr treffend das Bild oben auf dem Bronzebecken: die goldene Schale. Wer getauft wird, wird aufgenommen, jetzt schon mit hineingenommen in das Licht und die Herrlichkeit Gottes. Spüren wir, was uns in der Taufe im Glauben geschenkt ist? Damit werden die Dunkelheit unseres Lebens nicht weggewischt, aber es wird uns ein Blick nach vorn, eine Perspektive, ein Durchblick in allem Chaos und Wirrwar des Lebens geschenkt. Im Haus Gottes, in der Kirche, wird uns ein Dach über den Kopf gegeben bei allen Stürmen des Lebens.

Wir betreten die Domkirche durch das Schöpfungsportal, dann durch ein Tor des Todes, gebildet aus den zwei toten Leibern im Schoß der Mütter. Auf dem Weg zum Altar liegt der Taufort. Wir kommen nicht an der Taufe vorbei, hier wird die Verheißung des Bundes, dass Gott mitgeht in unserem Leben, erneuert und bekräftigt. Wir gehen dem Herrn entgegen bis er wiederkommt mit all seinen Heiligen in Herrlichkeit. Auf dem Weg zum Ende des Lebens und zum Ende der Welt erfahren wir am Altar Stärkung und Kraft, indem sich der Herr uns schenkt in den Gaben von Brot und Wein. Er selbst gibt sich uns und schenkt uns in seinem Leib und Blut seine Gegenwart.

Wir verlassen den Raum des Glaubens und treten wieder in die Welt hinein, in die Schöpfung durch das Tor des Todes. Das Dunkel des Lebens holt uns tagtäglich immer wieder ein. Wir leben mit der Gewissheit des Todes, aber auch mit der Hoffnung auf ewiges Leben.

Das Dunkel des Lebens ist nicht nur der Tod am Ende unserer Zeit und Welt. Dunkel des Lebens ist auch das, wo wir nicht leben, in was wir hineingenommen wurden bei der Taufe, in die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Durch unser Leben kommt oft nicht Heil, sondern Unheil in die Welt, persönlich und als Gemeinschaft der Glaubenden. Christus ähnlich sollen wir durchs Leben gehen. Dies wird uns bei der Firmung gesagt. Wir wissen aber alle, dass wir Menschen sind, die immer wieder schuldig werden vor Gott, dem Menschen und sich selbst. Wir sondern uns ab von Gottes Wegen, gehen unsere eigenen Wege. Sünde meint Absonderung.

Bleiben wir beim Bild unseres beeindruckenden Taufbeckens. Eingetaucht in die Heilsgeschichte Gottes: Sagen wir nicht Ja zum Willen Gottes wie Maria. Wir geben Gottes Liebe nicht Hand und Fuß wie Maria. Steigen nicht wie Christus in den Fluss der Zeit hinab und sind nicht solidarisch mit den Menschen. Wir machen eher einander klein, als dass wir aufrichten, dienen eher dem Tod als dem Leben. Wir sind oft so der Erde verhaftet, dass uns der Blick für den Himmel fehlt. Wir sind durch unsere Verschlossenheit oft mehr von allen guten Geistern verlassen als von Gottes Geist erfüllt. Wir tragen bisweilen eher zur Verdoppelung der Hoffnungslosigkeit bei, als dass wir Zeugen einer gelebten Hoffnung sind, dass an uns gespürt wird: Gewiss, wir vergehen – Er aber kommt, nicht um zu richten, fertig zu machen, sondern um aufzurichten, zu vollenden.

Weil wir Menschen sind und bleiben, hinfällig sind und rückfällig werden, wird im Sakrament der Versöhnung, der Buße und Beichte die Taufgnade erneuert. Uns wird die Versicherung geschenkt, dass wir von Gott geliebt sind, trotz unseres Versagens und unserer Schuld. Gott versteht uns. Er möchte unserem unbeständigen Leben Sicherheit geben. Was uns im Sakrament der Versöhnung zugesprochen wird, klingt an in den Bildern am Taufbecken. „Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Und wir sagen unser „Amen“ dazu. Ja, so ist es. Der ewig liebende Gott kommt mir entgegen, nicht erst am Ende meines Lebens, sondern schon heute, hier und jetzt. Amen.