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„Ihr Einsatz ist goldwert“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Kiliani-Tag der Ehrenamtlichen der Caritas am 7. Juli 2009 im Würzburger Kiliansdom

Es wird berichtet, dass in der frühen Kirche ein Bischof aufgefordert wurde, die Schätze der Kirche auf dem Markplatz zusammenzutragen, damit sie vom Staat konfisziert werden konnten. Zur Verwunderung der Machthaber zeigte sich der Bischof freudig dazu bereit. Umso größer war das Erstaunen, als der Marktplatz mit armen, kranken und alten Menschen gefüllt wurde. Der Bischof hatte sie alle eingeladen, weil sie der wahre Schatz der Kirche sind.

Liebe Schwestern und Brüder,

heute Abend sind Sie der Schatz, weil Sie sich in beispielhafter Weise um die Menschen in unserer Gesellschaft kümmern, die uns als ein wahrer Schatz anvertraut sind.

Auch in unserem Land gibt es Arme, Kranke und Hilfsbedürftige – nicht erst seit der Weltwirtschaftskrise. Manche leben in materieller Armut, andere in sozilogischer, menschlicher Armut. Sie haben oft keine näheren Verwandten, keine Freunde oder Menschen, die ihnen zugetan sind. Viele Angehörige sind oft durch die Krankheit oder die Pflegebedürftigkeit ihrer Lieben überfordert und wissen sich keinen Rat mehr. Die Pflegerinnen und Pfleger in den Kranken- und Altenheimen arbeiten manchmal bis an die Grenzen der Belastbarkeit. Da ist Ihr Einsatz in der Zusammenarbeit mit der Caritas goldwert.

„…damit ihr ein Segen seid!“ (Sach 8,13) lautet der Kernsatz der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche. Dieser vom Propheten Sacharja übernommene Trostspruch kann und soll auch uns in dieser Zeit helfen, unseren Auftrag und unsere Chancen als Christen wahrzunehmen.

Vor wenigen Tagen, am Fest der Heiligen Petrus und Paulus hat Papst Benedikt XVI. eine neue Enzyklika veröffentlicht, die den Titel „Caritas in veritate“, d.h. Liebe in der Wahrheit, trägt.

Mit dieser jüngsten päpstlichen Veröffentlichung schließt unser Heiliger Vater gleichsam eine Trilogie von Enzykliken ab, die die christlichen Grundwerte von Glaube, Hoffnung und Liebe erschließen helfen. Das zentrale Thema ist dabei die Liebe.

Als die Enzyklika „Deus caritas est“ herauskam, horchte – so darf man wohl sagen – die Welt auf. Der Papst sprach so kenntnisreich und doch so menschlich von der Liebe, dass viele Menschen in ihrem Innersten angerührt wurden. Gottes- und Nächstenliebe als Doppelgebot entfaltete er als die sich bedingende Wechselwirkung. Wer Gott liebt und sich von ihm geliebt weiß, der kann eigentlich gar nicht anders als den Nächsten zu lieben. Dabei weiß der Papst natürlich auch um die vielfältigen Schwierigkeiten dieser Realisierung. Und doch gibt er zu Bedenken: „Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir die Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst.“ (Deus caritas est, Kap. 16) So kann ich sogar dazu kommen, den Mitmenschen, den ich zunächst nicht mag oder nicht einmal kenne, lieben zu lernen.

Liebe Schwestern und Brüder, genau das unterscheidet uns von den Menschen, die zwar in der Sozialarbeit engagiert sind, aber einen Job am Menschen ausüben, der eine reine Dienstleistung ist. Als Christen soll unser Herz mitsprechen. Der Nächste, dem wir einen Dienst erweisen, sollte bei uns spüren, dass wir ihn um seiner selbst willen lieben, dass unsere Liebe ohne Vorbehalt und ohne Vorbedingung ist.

Das wird nicht immer leicht sein, besonders da, wo wir uns mit unserer Nächstenliebe ausgenutzt sehen und selbst an die Grenzen der Belastbarkeit stoßen.

Die neueste Enzyklika unseres Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI. „Caritas in veritate“ ist ein flammender Aufruf an alle Menschen, Gott als Grundlage der menschlichen Humanität einzubeziehen. Darin schreibt er: „Die Liebe ist der Hauptweg der Soziallehre der Kirche. Jede von dieser Lehre beschriebene Verantwortung und Verpflichtung geht aus der Liebe hervor, die nach den Worten Jesu die Zusammenfassung des ganzen Gesetzes ist.“ (Ebd. Kap. 2)

Sie, liebe Schwestern und Brüder, stehen mit Ihrem ehrenamtlichen Engagement für die Glaubwürdigkeit der Kirche ein. Ihr Tun ist mehr als nur eine Handreichung, eine vorübergehende Hilfeleistung. Ihr Einsatz – gerade da, wo es schwierig ist, wo Reibereien und Kompetenzgerangel Ihnen das Leben schwer machen und die Lust zu helfen rapide nachlässt – bringt eine Grundhaltung des Christen zum tragen, die Menschen überzeugen kann, dass unser Glaube mehr ist als ein ‚Führwahrhalten von Glaubenssätzen’. Unser Glaube an die menschgewordene Liebe Gottes lässt uns „reich werden in der Liebe zueinander“(1 Thess 312) – wie wir es eben in der Lesung hörten. Unsere gelebte Nächstenliebe ist für die anderen so wichtig wie das tägliche Brot – sowohl in der praktischen Hilfeleistung als auch im Glaubenszeugnis.

Darum ist die Ermutigung „Ihr seid das Salz der Erde“ und „Ihr seid das Licht der Welt“( Mt 5,13) der Bergpredigt, die uns eben im Evangelium vorgetragen wurde, zugleich eine Aufforderung, im Guten nicht nachzulassen, sondern jede Chance der Umsetzung zu nutzen. Amen.