Liebe Kinder, liebe Väter und Mütter!
Liebe mitfeiernde Schwestern und Brüder!
In seiner Einladung zu diesem Gottesdienst am Internationalen Familientag unserer Kiliani-Wallfahrtswoche hat Bischof Friedhelm geschrieben: „Zur Hoffnung berufen ...“ – gerade für Familien trifft dieses Wort zu. Familie beginnt doch gleichsam damit, dass eine Frau „guter Hoffnung“ ist. Auch wenn wir diesen Begriff nicht mehr so oft verwenden, er drückt doch Vieles und Wichtiges aus. Unser Bischof meint: „Hoffnung und Zukunft und gelingendes Leben seien mit dem Kind verbunden, das die Mutter unter dem Herzen trägt.“ In der Tat: Normalerweise fühlen sich Eheleute beschenkt, wenn ein Kind unterwegs ist. „In guter Hoffnung zu sein, heißt neues Leben in sich zu tragen, die Zukunft in sich zu tragen.“ Und: Ein Kind unter dem Herzen einer Frau macht sie zur Mutter, den Mann zum Vater. Es schenkt in den meisten Fällen Vorfreude auf das zukünftige Familienleben. Eine Frau, die „in guter Hoffnung ist“, ist aber nicht nur für sich „Hoffnungsträgerin“, sondern für viele andere, für Verwandtschaft, Gesellschaft und Kirche. Denn das ist klar: Kinder sind nun einmal die beste Zukunftssicherung für Familie, Staat und unsere Pfarrgemeinden. Darum muss man das Familienleben mit Kindern als natürlichen Hoffnungsort würdigen, schützen und fördern – gerade auch in unserem Land.
Liebe Kinder, Buben und Mädchen!
Euch möchte ich heute zuerst ansprechen. Schön, dass Ihr da seid. Ich glaube, der Heilige Kilian und seine Freunde Kolonat und Totnan freuen sich über Euer Dasein ganz besonders. Es ist auch schön, dass Kinder verschiedener Nationen hier sind. In der Kirche gibt es keine Fremde. Wir gehören alle zu der einen Gottesfamilie, aus welchem Land wir auch kommen. Kilian selber war ja auch kein Würzburger. Er kam, wie Ihr wisst, aus Irland. Er fühlte sich hier nicht fremd, denn wir alle haben Gott zum Vater und Jesus Christus, zum Bruder. Das wird gerade ja auch auf dem Weltjugendtag in Australien deutlich. Wie sehr Gott Euch, die Kinder, liebt, hat er darin gezeigt, dass er zuerst auch ein Kind sein wollte in Jesus Christus. Und dieser Jesus Christus zeigte sich in Wort und Tat als Freund der Kinder, als ihr großer Bruder. Und wenn wir die Häupter der Frankenapostel vor Augen haben hier im Schrein, denn werden wir erinnert, dass er, Kilian und seine Freunde, auf etwas Wichtiges hingewiesen hat, nämlich: Er wollte aufzeigen, dass Eheleute in rechter Liebe von Anfang an miteinander leben sollen, um gemeinsam in einer Familie mit Vater und Mutter für die Kinder da zu sein, und nicht bloß für sich. Wer eine Ehe vor Gott schließt, sagt ja zum Kind, zu Kindern, ja muss er sagen. Man kann nicht nur ja zueinander sagen in christlicher Ehe. Gott will gerade aufzeigen, das er wie ein guter Vater und wie eine gute Mutter für uns alle, besonders für die Kinder, da sein will. Das hat Kilian immer wieder betont in seinen Predigten. So hat er auf seine Weise gerade auch an Kinder und Jugendliche gedacht und für die Zukunft gesorgt. Wenn wir zudem heute ein internationales Familienfest hier im Dom feiern, dann spürt Ihr, liebe Kinder, dass wir mit Euch die Hoffnung verbinden, alle Kinder dieser Welt als Geschwister zu sehen und das beispielhaft in unserer Kirche auch so machen. Und das möchte ich Euch allen sagen: Ihr sollt wissen, dass er ein großes Geschenk ist für Kinder, Gläubige, auf Gott hoffende Eltern zu haben. So erlebt ihr an Eueren Eltern, wir sehr Euch Gott selber liebt. Wer so geliebt wird, der kann dann schon jetzt und erst recht später auch andere Menschen lieben. Leider erleben heute immer wieder Kinder, dass sich Vater und Mutter wenig um sie kümmern, sie allein lassen oder gar Schlimmes zufügen. Das tut dem lieben Gott weh, denn er hat ja jedem Kind eine liebende Mutter und einen liebenden Vater geben wollen. Beten wir dafür, dass alle Kinder dieser Welt geliebt werden, denn dann besteht die Hoffnung, dass solche geliebte Kinder auch später liebevolle Eltern werden.
Liebe Eltern, Väter und Mütter, Großeltern!
Der Familiensonntag in der Kilianiwoche ist für uns Bischöfe und Seelsorger immer schon ein wichtiger Wallfahrtstag. Heute aber mehr denn je. Denn die Bedeutung einer kinderfreudigen Familie erscheint gerade in unseren Tagen auch von der Gesellschaft und vom Staat erkannt zu sein. Es geht um die Zukunft. Und wenn wir hoffen, in eine gute, lebendige Zukunft gehen zu wollen, müssen wir die Familie stärken, schützen und fördern. Kinder sind unsere Hoffnung in Staat und Kirche. Daher ist gerade unser Beisammensein im Dom der rechte Ort, uns bei Gott und den Heiligen Mut zu machen, für kinderfrohe Familien zu beten, für unsere aller Zukunft zu bitten. Wir brauchen nicht zu familienpolitischen Maßnahmen hier Stellung zu nehmen, aber wir können um eine Geisteshaltung für alle beten, und uns darin bestärken lassen, dass wir nicht selber unsere natürlichen Hoffnungsträger, unsere Kinder vernachlässigen oder noch Schlimmeres tun. Denn wenn die unglaublichen Vorkommnisse in Bezug auf Kinder, Kindstötungen, Kindsmissbrauch weiterhin Schlagzeilen machen, dann Gnade uns Gott. Man kann doch bei solchen Grausamkeiten an Kindern nicht erwarten, ein erfülltes Leben zu haben. Das schreit zum Himmel. Und es schreit auch zum Himmel, wenn wir weiterhin wegschauen, dass Kinder im Mutterschoß einfach abgetrieben werden. Mit jedem Kind, da so umgebracht wird, wird ein Hoffnungszeichen umgebracht und wir vergreifen uns am Leben, das uns allen von Gott anvertraut ist. Man muss Mitleid haben mit den Frauen, die eigentlich mit ihrem Kind, ihrem eigenen Leben, ihrer eigenen Zukunft, ihrer Seele schier unheilbare Wunden zufügen. Gott kann zwar alles Unheil heilen, aber das setzt voraus, dass wir selber uns besinnen und umkehren. Weiterhin ist es bedauernswert, dass junge Menschen sich heute so schwer tun, einander ein Leben lang ihre Treue zuzusichern. Natürlich ist eine solche Zusage zueinander letztlich nur möglich, wenn wir in heiliger Hoffnung lieben und Gott unsere Liebe trägt. Zur Hoffnung sind wir auch im Ehesakrament berufen, befähigt, die eheliche Liebe lebendig zu erhalten, sie reifen zu lassen. Darum ist gerade auch die gemeinsame Mitfeier der Eucharistie am Sonntag eine die eheliche Liebe stärkende Kraftquelle. Solches gemeinsame Stehen vor Gott gibt die Hoffnungskraft, auch im Alltag der Ehe, der Familie, einander beizustehen.
Liebe Schwestern und Brüder!
So möchte ich noch zum Schluss gerade Ihnen, liebe Eltern, und den Kindern sagen: Wie können wir hoffen, dass auch heute es noch gelingt, treu zu sein und mit den Kindern ein erfüllte Leben führen zu können.
Wir müssen betende Menschen sein. Wer betet, hofft. Wer christlich betet, versenkt sich nicht bloß in sein Inneres, sondern versenkt sich in die Liebe Gottes, in Jesus Christus, und durch ihn in die Hände des Vaters. Nichts kann die Hoffnung, die seit der Taufe als göttliche Kraftquelle angelegt ist, so stärken wie das Gebet. Deshalb beten wir ja auch zur Gottesmutter: „Der in uns die Hoffnung stärke“. Sie hat mit ihrer Fürbitte bei Jesus auf der Hochzeit zu Kana dafür gesorgt, dass der Wein nicht ausging. Schlimmer ist ein Leben, wenn die Hoffnung verloren gegangen ist. Darum betet – täglich, treu und fromm mit den Kindern, damit sie frühzeitig lernen, wo die Hoffnung stark wird.
Wir brauchen das Wort Gottes und die Gestalt Jesu. Er versteht, wenn wir wie die Emmausjünger in unserem Leben sagen: „Wir aber haben gehofft!“ Und Jesus belässt es nicht bei der Unterweisung, wie man Leben hoffnungsfroh dennoch gestalten kann. Er zeigt sich in der hl. Messe, dass ER, der Gekreuzigte nur als Auferstandener Garantie ist, dass unsere Hoffnung nicht vergebens ist. Er schenkt schon jetzt Erfüllung und gute Erfahrung durch die Hoffnung.
So geht wie die Emmausjünger zurück in Eure Familien, zu Euren Mitmenschen, seid voller Hoffnung und gebt schlicht einfach Antwort, wenn sie nach dem Grund Eurer Hoffnung fragen. So haben es die Frankenapostel getan und sie sagen es uns noch in ihren Häuptern hier: „Wir wurden in unserer Hoffnung nicht enttäuscht. Jesus Christus ist der Grund unserer Hoffnung...“ Amen!