Lourdes/Bartrès (POW) Mit der heiligen Bernadette Soubirous, der Seherin von Lourdes, sind die Teilnehmer der Pilgerfahrt der Generationen am Donnerstag, 8. Juni, in die Stille gegangen. Mit Bussen fuhren sie am frühen Nachmittag von Lourdes aus in den nahe gelegenen Pyrenäenort Bartrès. Vom dortigen Busparkplatz kletterten sie auf einem Waldpfad, vorbei ein Schafherden, hinauf zu einer Bergwiese. Dort gestaltete Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Hang bei dem Schafstall, in dem die junge Bernadette als Hirtin lebte, eine Versöhnungsfeier. „Wenn ich Sie vor mir sehe, fühle ich mich ein wenig an die Bergpredigt Jesu aus der Bibel erinnert“, sagte er zu den rund 800 Unterfranken, die sich vor ihm versammelt hatten. Er lud zu Beginn zu einer Schweigeminute ein und bat darum, an die Terroropfer zu denken und für die Friedensinitiative von Papst Franziskus im Heiligen Land zu beten. Viele Gläubige nutzten die Gelegenheit, im Anschluss auf freiem Feld bei Bischof Hofmann, Bischof John C. Ndimbo aus dem tansanischen Partnerbistum Mbinga oder einem der vielen Würzburger Priester zu beichten.
„Die Stille hier auf dieser Weide, das Zwitschern der Vögel und der Blick auf die Berge haben Bernadette offen werden lassen für das Wirken Gottes“, erklärte Bischof Hofmann in seiner Predigt. Auf dem Bauernhof ihrer Amme Marie Laguès arbeitete Bernadette, bis die 14-Jährige das Bedürfnis verspürte, zu ihren Eltern nach Lourdes zurückzukehren. „Am 11. Februar 1858 erschien ihr dort die Gottesmutter. Zu diesem Zeitpunkt konnte Bernadette weder lesen noch schreiben. Die Einfachheit des Herzens ist wichtig.“ Die Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder lud der Bischof ein, sich den inneren Raum der Ruhe auch im Alltag zu bewahren, damit Gottes Anruf zu ihnen durchdringen könne. Diözesan-Ehe- und Familienseelsorgerin Lucia Lang-Rachor und Liturgiereferent Dr. Stephan Steger gaben Impulse zur Besinnung und Vorbereitung auf den Empfang des Bußsakraments.
Nach dem Abstieg vom Schafstall stärkten sich die Würzburger im nahen Bartrès bei Kaffee und Kuchen, ehe sie durch die malerische Landschaft auf dem „Weg der Bernadette“ zurück nach Lourdes liefen, um dort an der abendlichen Lichterprozession teilzunehmen.
Am Donnerstagmorgen feierte Bischof Hofmann in der Kirche Sankt Bernadette gegenüber der Erscheinungsgrotte von Lourdes einen Gottesdienst, bei dem auch die Krankensalbung gespendet wurde. „Gott sieht die Menschen besonders an, die seine Nähe besonders brauchen“, sagte der Bischof in seiner Predigt. Egal ob Menschen krank oder gesund seien: „Gott will uns stets auf die Spur seiner Liebe führen.“ Die Krankensalbung sei ein Zeichen der liebevollen Zuwendung Gottes zu den Menschen, betonte der Bischof.
Es gebe Heilungen in Lourdes, er selbst kenne drei Menschen, die in dem Wallfahrtsort blitzartig von langem und schwerem Leiden befreit wurden. Doch mit der Gesundung seien auch bei diesen Menschen nicht alle Schwierigkeiten in ihrem Leben verschwunden. „Eine Frau, die nach ihrer Heilung in den 1950er Jahren in einen Orden eingetreten ist und sich dort nie wohl gefühlt hat, hat mir gesagt, sie habe zu Gott gesagt: ‚Wenn ich gewusst hätte, was Du mir mit diesem Wunder antust, hätte ich lieber nicht geheilt werden wollen.‘“ Es gebe aber auch unzählig viele kleine Wunder in Lourdes. So wie das einer kranken Frau, die der Bischof zu Beginn einer Lourdes-Wallfahrt als sehr missmutig und unzufrieden erlebt habe. Bei der Heimfahrt aber sei sie wie ausgewechselt gewesen, weil sie ihre Krankheit anzunehmen gelernt habe. „Gott wohnt in unseren Herzen, wenn wir ihm Einlass bieten“, sagte Bischof Hofmann.
Den restlichen Vormittag verbrachten die Pilger mit altersspezifischen geistlichen Angeboten. So setzten sich die Kinder beispielsweise mit der Bedeutung des Lichts oder der heilenden Wirkung von Wasser auseinander, während die Erwachsenen unter anderem Bibeltexte miteinander teilten oder sich mit der Bedeutung des Rosenkranzes als Glaubenshilfe beschäftigten.
Aus Lourdes berichtet Markus Hauck (POW)
(2417/0625; E-Mail voraus)
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