Dettelbach/Würzburg (POW) Stadt Dettelbach und Diözese Würzburg eröffnen am Freitag, 1. August, das neue Wallfahrts- und Pilgermuseum „Pilger- und Wallleut“ im fränkischen Marienwallfahrtsort Dettelbach im Landkreis Kitzingen. Auf 360 Quadratmetern gibt das Museum im neuen Kultur- und Kommunikationszentrum (KUK) der Stadt Dettelbach Einblicke in die Pilgerschaft als menschliches Phänomen, in die großen Pilgerfahrten und besonders in die Wallfahrt in Franken. „Wir stellen die Dettelbacher Wallfahrt in das Gesamtphänomen von Pilgerschaft und Wallfahrt und machen deutlich, dass sie Teil einer großen Bewegung ist“, sagte Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen beim ersten Gang durch das neue KUK und die Ausstellungsräume am Montag, 28. Juli.
Das Wallfahrtsmuseum zwischen historischem Rathaus und Stadtpfarrkirche Dettelbach reiht sich ein in die Museumslandschaft der Diözese Würzburg mit den Museen in Astheim, Gerolzhofen, Oberschwappach, Tückelhausen und Würzburg. Die Konzeption ist dem Modell der Museen im Schloss Oberschwappach und in der Johanniskapelle in Gerolzhofen nachempfunden: Die Stadt Dettelbach ist Träger des Museums, schafft die baulichen Voraussetzungen, trägt die Nebenkosten und betreut die Besucher, das Kunstreferat der Diözese Würzburg mit Dr. Jürgen Lenssen und Dr. Wolfgang Schneider erstellt das Konzept der Ausstellung und bewirbt das Museum. „Wir wollen über die Bischofsstadt Würzburg hinaus im Bistum präsent sein und einen Schlüssel zum Verständnis des fränkischen Lands geben“, bekräftigte Lenssen.
In den 1990er Jahren habe man zunächst ein Wallfahrtsmuseum im Franziskanerkloster Dettelbach neben der Wallfahrtskirche Maria im Sand errichten wollen, sagte Lenssen. Mit dem Neubau des KUK Dettelbach habe sich dann ein neuer Standort für das Museum ergeben. In dem für 6,2 Millionen Euro nach den Plänen des Stuttgarter Architekturbüros „Käppel + Klieber“ generalsanierten Um- und Neubau vereinen sich das Baumannsche Haus aus dem 15. Jahrhundert sowie Neubauten an Stelle der ehemaligen Mühle Rabenstein und des Gasthauses Post zu einer Einrichtung. Diese beherbergt neben dem Museum die Stadtbücherei mit Mediathek und Internetcafé, die Touristinfo mit Schaufenster der Region und ein Bürger- und Gästezentrum. „Mit dem Museum im KUK erhält Dettelbach einen weiteren touristischen Anziehungspunkt. Als kleines Museum bietet es die Chance, das Thema Wallfahrt in einer Stunde zu erkunden“, betonte Lenssen. „Ein Zusammenspiel der Kultur Frankens findet hier statt“, ergänzte Dettelbachs Bürgermeister Reinhold Kuhn.
Das Wallfahrtsmuseum im Ober- und Dachgeschoss des Baumannschen Hauses und in den beiden Obergeschossen des Neubaus schlägt eine Brücke vom heiligen Ort Bet El des Alten Testaments bis hin zur Wallfahrt heute. Die Palette der Kunstwerke reicht von Arbeiten Tilman Riemenschneiders bis hin zu zeitgenössischer Kunst zum Thema Pilgerschaft. Viele der Ausstellungsstücke stammen aus der Kunstsammlung der Diözese. Andere wurden hinzugekauft oder sind Stiftungen und Leihgaben; beispielsweise kann auf die Staunersche Sammlung der Stadt Dettelbach zurückgegriffen werden. Begrüßt wird der Besucher von einer Glasvitrine, in der über 20 Paar abgelaufene Pilgerschuhe die Strapazen einer Wallfahrt vor Augen führen. „Die Schuhe haben schon viele Pilgerwege gesehen. Manche waren schon in Santiago“, berichtete Lenssen.
Den Gang durch das Museum unterteilte der stellvertretende Kunstreferent der Diözese und Kurator des Museums, Dr. Wolfgang Schneider, in vier Hauptthemen: Unter „Pilgerschaft“ sind Ausstellungsstücke mit biblischen Bezügen, zum Pilgern allgemein und zu den Hauptwallfahrtsorten Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela zu finden. Eine spätgotische Holzskulptur des Pilgerpatrons Jakobus, die bisher im Museum Astheim stand, kontrastiert mit dem 2004 geschaffenen Bilderzyklus von Thomas Lange zu Riemenschneiders Werk. Die Kölner Künstlerin Ursula Flach interpretiert die Kreuzbergwallfahrt in ihren in den 1990er Jahren geschaffenen Kunstwerken.
Der zweite Themenbereich behandelt die „Wallfahrt in Franken“ vom späten Mittelalter bis heute. Reliefs, Kruzifixe, Andachtsbildchen, Gebetbücher, Medaillen, Wallfahrtstafeln, Holzschnitte und Stiche lassen in die Tradition fränkischer Wallfahrten blicken: Kreuzberg, Mariabuchen, Rengersbrunn, Schmerlenbach, Würzburger Käppele, Vierzehnheiligen, Gößweinstein, Walldürn und viele mehr. Weiter finden sich Informationen zur Verehrung der Frankenapostel und zur Kilianswallfahrt. Votivtafeln und Wachspuppen zeugen von Hilfen und Gnadenerweisen am Wallfahrtsort: „Maria hat geholfen“, verkünden Votivbilder.
Der Wallfahrt nach Dettelbach selbst ist ein eigener Themenbereich gewidmet. Werden, Wesen und Entwicklung einer fränkischen Wallfahrt durch die Zeiten werden exemplarisch aufgezeigt. Besonders geht die Ausstellung dabei auf das Motiv der Schmerzensmadonna ein, der Muttergottes, die ihren toten Sohn auf dem Schoß hält. Neben einem der ältesten Exponate, Tilman Riemenschneiders Vesperbild „Dettelbacher Typus“ aus der Zeit nach 1510, weisen moderne Kunstwerke auf das Leid der Mütter angesichts ihrer toten Söhne hin: Von Nikolai Peremischlew stammt das Leinwandgemälde „Pieta“ von 1993, von Susanne Storch eine Interpretation aus dem Jahr 2004 und von Rainer Stoltz die „Pieta – Hommage Matthias Grünewald“. Das vierte Themengebiet im Dachgeschoss des Baumannschen Hauses widmet sich schließlich den Devotionalien. Die am Gnadenort erworbenen Andenken und Mitbringsel sind Zeugnisse für die Frömmigkeit der jeweiligen Zeit, aber auch für den wirtschaftlichen Aspekt einer florierenden Wallfahrt: Kerzen, Figuren, Rosenkränze sowie Gnaden- und Andachtsbilder. „Manches geht hier in den Bereich des Kitsches hinein – doch das gehört auch zur Wallfahrt“, sagte Lenssen.
Die Eröffnung des neuen KUK und des Wallfahrtsmuseums wird vom 1. bis 3. August mit Tagen der offenen Tür und einem Marktplatzfest in Dettelbach gefeiert. Der offizielle Festakt findet am Freitag, 1. August, ab 14 Uhr statt. Das KUK mit dem Museum „Pilger und Wallleut“ ist ab 15. August täglich von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr (sonntags 16 Uhr) geöffnet. Vom 4. bis 14. August ist es wegen noch zu erledigender Restarbeiten nur von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen bei Tourist-Information Dettelbach, Rathausplatz 1, 97337 Dettelbach, Telefon 09324/3560, Fax 09324/4981, E-Mail tourismus@dettelbach.de, Internet www.dettelbach.de und www.wallfahrt.bistum-wuerzburg.de.
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